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Hermès ist Handwerk und Hermès ist Leder. Kein anderes Luxuslabel ist so sehr auf exotische und alltagstaugliche Lederarten mit kunstfertigem Know-how spezialisiert. Mehr als nur Brieftaschen, Geldbörsen, Schlüsselanhänger, Stiefel, Handschuhe und natürlich Taschen sind ganz selbstverständlich aus den elegantesten Lederarten. Besonders bei den Taschen kommen innen und außen oftmals unterschiedliche Lederarten zum Einsatz. Und besonders spannend ist, dass einige Taschen bereits über Jahrzehnte zur Hermès DNA gehören und das Leder stets den Zeitgeist widerspiegelt. So wurde das Modell Bolide bereits 1923 – unter dem Namen Bugatti – eingeführt, Kelly Bag von 1935, die Pochette Verrou 1938 von Robert Dumas entworfen oder Constance 1969, die Jackie O. gleich in mehreren Ausführungen besaß. Früher waren eher festere Leder beliebt, während heute eine Tasche sich wie eine zweite Haut anfühlen soll: weich, geschmeidig, warm. Die Hermès-Lederarten verwandeln sich, bekommen eine einzigartige Patina und bedürfen einer besonderen Pflege. Und natürlich sind die Hermès Lederarten auch in den Modekollektionen und Möbeln unverkennbare Markenzeichen und stets in Perfektion verarbeitet. Aber Leder ist bei Hermès mehr als Material und Handwerk, denn stets spielt die Fantasie die Hauptrolle, wenn es darum geht, ob eine Kelly Bag nun in Box, Barénia oder Epsom entsteht. In diesem Beitrag über die Hermès Lederarten lernen Sie nicht nur die jeweiligen Eigenschaften der wichtigsten Lederarten kennen, sondern erhalten wertvolles Insider-Wissen zu den exotischen Lederarten.

Hermès und die Liebe zum Leder des 18. Jahrhunderts

Im Jahr 1973 entdeckten Taucher das am 10. Dezember 1786 gesunkene baltische Segelschiff Metta Catharina. An Bord hatte es Juchtenleder aus Russland – bekannt für seine rote Farbe, Wasserundurchlässigkeit und seinen einzigartigen Geruch, der Insekten fernhält. Bei der Bergung des fast verfallenen Wracks kam das Leder aus dem 18. Jahrhundert zum Vorschein. Im Jahr 1994 kaufte Hermès etwa zehn dieser Häute zur Herstellung einer Sac à Dépêches und einer Kelly. Sie zählen mit zu den größten Schätzen im Hause Hermès. Ebenfalls setzt Hermès bei der Verarbeitung der Lederarten auf Tradition und ist seinem Ursprung als Hersteller von Sätteln und Zaumzeug treu geblieben. Der Sattlerstich, Pas de deux, ist heute ein Markenzeichen des Hauses und erinnert stets daran, dass nichts über geschickte Hände geht. 

Barénia: Sattel oder Handtasche?

Dieser Name steht für eine Lederart, die nicht aus Russland kommt. Trotz der irreführenden Ähnlichkeit zum russischen Wort barinia, das die Ehefrau eines Großgrundbesitzers bezeichnet, wie Dostojewski-Leser wissen. Mit seiner glatten Oberfläche, seinen wasserabweisenden Eigenschaften und seinem schönen warmen Farbton ist es kein Wunder, dass dieses Leder zuerst von Hermès zur Herstellung von Sätteln verwendet wurde und eines der haltbarsten Hermès-Leder ist. Da es die Öle der Haut absorbiert, bildet Barénia-Leder mit der Zeit eine Patina, was eine Tasche immer nur schöner werden lässt.

Box-Kalbsleder: Der Rolls Royce unter den Lederarten

Box-Kalbsleder, auch bekannt als Box Calf und Veau-Leder, zählt zu den ältesten Lederarten von Hermès, das für Handtaschen verwendet wird. Es ist glatt und glänzend, leicht und robust, schmiegsam und griffig. Und seine feinkörnige Oberfläche, lässt diese Lederart mit der Zeit eine schöne Patina entwickeln. So wird aus dem anfänglich eher steifen und formstabilen Box-Kalbsleder ein anschmiegsames Liebhaberobjekt. Es ist durchaus anfällig für leichte Kratzer und Schrammen, die je nach Farbton des Leders mehr oder weniger sichtbar sind. Auch Nässe mag das Box-Kalbsleder nicht, es ist eher Wasserscheu, denn auf der Oberfläche können sich kleine Bläschen bilden. Der wohl stilvolle Vorteil von Box-Kalbsleder ist die Farbbeständigkeit, die bei manchen Hermès-Taschen den Charakter des Modells und der Trägerin unterstreicht. Das Hermès-Box-Kalbsleder ist dankbar für behutsame, regelmäßige Pflege. 

Ziegenleder zum Verlieben schön: Chèvre de Coromandel

Chèvre de Coromandel ist eines der begehrtesten Hermès-Lederarten. Es stammt von männlichen Bergziegen, was dem Leder eine enorme Widerstandsfähigkeit verleiht, die es von anderen von Hermès angebotenen Lederarten unterscheidet. Es zeichnet sich durch seine schillernde und leicht genarbte Oberfläche aus. Die Zähigkeit des Leders und die Tatsache, dass es strukturiert ist, machen es nahezu unempfindlich gegenüber Kratzern und anderen Unreinheiten – und das, obwohl das Leder an sich leicht ist und sich sogar weich anfühlt. Deshalb ist es sowohl bei Constance, Kelly und Birkin Bag besonders beliebt. Auch hat Hermès Chèvre de Coromandel in vielen leuchtenden Farben verwendet, was manche Ausführung sehr rar macht.

Chèvre Mysore: Die elegante Ziege

Chèvre-Mysore-Leder ist eine natürliche Lederart aus Ziegenleder. Sie zeichnet sich durch ihre raffinierte Maserung und Kratzfestigkeit aus und wird nur in begrenzten Mengen hergestellt, was es zu einer beliebten Wahl für eine Sonderbestellung bei Hermès macht. Es ist eine raffiniertere Version von Chèvre de Coromandel, hat aber die gleichen Eigenschaften: leicht und kratzfest. 

Epsom: Für jeden Tag

Das Epson-Leder wurde im Jahr 2004 eingeführt und ersetzte das Courchevel-Leder, das im selben Jahr eingestellt wurde. Heute wird Epsom in zahlreichen Formen und Designs verwendet. Epsom ist ein Kalbsleder mit besonderen Eigenschaften: es ist ein heißgepresstes Leder mit einer starren, feinen Narbung und einem ansprechenden Glanz. Die Lederart Epsom ist besonders beliebt, weil sie dazu neigt, die Farbe mit größerer Lebendigkeit zu zeigen. Weiterer Pluspunkt: Eine Hermès Epsom Ledertasche behält ihre Form über sehr lange Zeit. Durch die geprägte Oberfläche ist es nahezu wasserdicht und weist weniger Kratzer auf. Die Lederart Epsom wird häufig für die Herstellung von Kelly- und Birkin-Taschen im Sellier-Stil verwendet.

Evercolor: Ein Rind zum Kuscheln

Die Lederart Evercolor wurde von Hermès im Jahr 2013 eingeführt. Es ist bekannt für seine schöne, matte Textur und gilt als eines der glatteren Leder, obwohl es zur Familie der genarbten Rindsleder gehört. Es fühlt sich weich an und hat einen leicht seidigen Schimmer. Ursprünglich bei Hermès für die Herstellung von Kleinlederwaren verwendet, ist Evercolor heute eine beliebte Wahl für Kelly und Constance Bags. 

Swift: Für einen glänzenden Auftritt

Wenn Sie kräftige Farben mit einer lockeren Silhouette schätzen, dann ist das Swift-Leder von Hermès die perfekte Wahl für Sie. Swift-Leder hat die Fähigkeit, Farbstoffe zu absorbieren wie kaum ein anderes Leder und gleichzeitig das Licht zu reflektieren. Dadurch erscheinen die Farben heller, kräftiger und schillernder als bei anderen Ledern. Hermès hat die Lederart Swift 2005 eingeführt. Die feine, natürliche Narbung des Swift-Leders ist geschmeidig und fühlt sich weich an.

Clémence-Jungstierleder: Für den soften Look

Das Hermès Clémence-Jungstierleder ist mit seiner gewalkten Narbung elegant strukturiert. Dieses Möbelleder wurde in den 1990er bei Hermès eingeführt und hat seitdem eine kleine Revolution ausgelöst. Dick, überaus geschmeidig und überraschend weich, wird diese Lederart heute zu Taschen verarbeitet, die gemütlich in sich zusammensinken sollen. 

Milo-Lammleder: So zart wie Kinderhaut

Beim Milo-Lammleder spiegelt sein seidiger Glanz das Licht wider. Es fühlt sich derart angenehm an, dass es das Lieblingsleder der Handschuhmacher ist. Bei Hermès wird diese Lederart aber auch als Handtaschenfutter verwendet. Was gibt es angenehmeres, als in seiner Contance den Lippenstift in Rouge H zu erfühlen und gleichzeitig zartes Milo-Lammleder auf der Haut zu spüren? Neben dem Milo-Lammleder wird bei Hermès für das Tascheninnenleben auch Mysore-Ziegenleder verwendet.

Sombrero-Kalb: Maskulin und geschmeidig

Kalbsleder ist besonders für Aktentaschen geeignet, denn diese Lederart strahlt gleich mehrere maskuline Facetten aus: sinnlich, robust und markant. Es ist fest, doch geschmeidig mit der Zeit. Somit ist es ideal für das Hermès-Modell Sac à Dépêches geeignet.

Sikkim-Kalbsleder: Jeder Millimeter zählt

Das Sikkim-Kalbsleder besitzt eine Stärke von gerade einmal 9 bis 11 Millimeter und hatte einen außergewöhnlichen Start im Hause Hermès. Es wurde 2010 mit dem ikonischen Modell Kelly vorgestellt. Nach 54 Jahren präsentierte Hermès eine Kelly Bag, welche lässiger nicht sein konnte. Die beispiellose Weichheit des Sikkim-Kalbsleder ließ die sonst so robuste Kelly Bag quasi in sich zusammenfallen. Ebenfalls neu: Ein so großer Henkel, dass Fans erstmals eine Kelly Bag entspannt über die Schulter tragen konnten. Heute ist Sikkim-Leder bei Sonderkollektionen beliebt und gleichzeitig sehr rar. 

Tadelakt: Zum Verwechseln schön

Das Hermès Tadelakt-Leder wurde im Jahr 2006 in die Hermès-Lederfamilie eingeführt. Generell besitzt diese Lederart eine glatte, glänzende Färbung und ein feines Finish. Das liegt daran, dass es von einem männlichen Kalb stammt, das keine sichtbaren Narben hat. Hermès Tadelakt-Leder wird häufig mit dem glänzenden Leder Box Calf verwechselt, da beide einige Ähnlichkeiten aufweisen. Für den Profi ist Tadelakt-Leder doch stets wesentlich glänzender. Das Tadelakt-Leder ist auch je nach Farbe anfällig für Kratzer und bei Kontakt mit Wasser empfindlich. Die seidige Textur, die glänzende Oberfläche und die hohe Farbaufnahmefähigkeit lassen Handtaschen aus Tadelakt eleganter erscheinen als Handtaschen aus Box Calf oder Swift-Leder, mit denen es oft verwechselt wird.

Togo-Kalbsleder: Für leichtes Gepäck 

Das im Jahr 1997 eingeführte Hermès Togo-Leder ist eines der längst beliebtesten Lederarten von Hermès. Es ist ein natürlich, genarbtes Kalbsleder mit einem matten Finish und sichtbarer Maserung. Aufgrund seiner Textur ist Togo weniger anfällig für Kratzer als viele andere Lederarten. Außerdem ist es pflegeleicht, da die meisten Flecken mit einem feuchten Tuch entfernt werden können. Das Togo-Kalbsleder ist ein strapazierfähiges Leder und immer dann die perfekte Wahl, wenn Sie nach einem pflegeleichten Leder für eine häufig benutzte Tasche suchen.

Viele weitere Lederarten gehören zur Leder-Bibliothek im Haus Hermès, wie beispielsweise Fjord-Leder aus der Haut eines ausgewachsenen Stiers. Weitere Neuheiten sind Jonathan, Monsieur, Sombrero II und Veau Madame. Und es kommen jedes Jahr immer noch mehr Lederarten hinzu. Auch mit ganz neu entwickelten Lederarten ebnet sich Hermès den Weg in die Zukunft.

Die Magie der exotischen Lederarten

Krokodilleder beschwört eine ganz besondere Aura herauf, mit den Namen exotisch klingender Arten und ferner Länder: Alligator, Mississippiensis, südafrikanisches Niloticus, australisches Porosus…Je nach Gerbung erscheint das Leder nach dem Glätten mit einem Achat fest und glänzend – oder kann matt und weich einen Hauch von Wildnis in den Großstadtdschungel bringen – bei einem Alligator Barénia. Alle bei Hermès verarbeiteten exotischen Lederarten werden nur nach strengsten Tierschutzbestimmungen verwendet. Die Leder stammen von nicht extra gezüchteten Tieren. Für die weltweit in sehr geringen Stückzahlen hergestellten Taschen in exotischen Lederarten liegt Hermès das Tierwohl am Herzen.

Alligator oder Alligator Barénia: Edle Schönheit 

Das begehrte exotische Leder von Mississippiensis Alligator ist sowohl in matter als auch in glänzender Ausführung (Lisse) erhältlich. Diese zarte Haut ist selten bei größeren Handtaschen zu finden. Ganz besonders sind Taschen in Alligator Mississippiensis Barénia, denn Tannine und Öle sorgen dafür, dass es weiterhin Kroko bleibt. Sie erkennen Alligator-Handtaschen und -accessoires an der quadratischen Markierung neben dem Namen Hermès.

Krokodil: Die 3 wesentlichen Lederarten

Das Kaiman-Krokodil findet sich nur auf alten Handtaschen, die aus der Zeit vor den 1990er Jahren stammen. Hermès hat die Produktion eingestellt. Sie erkennen Vintage-Kaiman-Handtaschen an dem Kreis (○) neben dem Hermès-Stempel. Das Krokodil Niloticus ist eines der beliebtesten exotischen Lederarten von Hermès und wird in matt und glänzend angeboten. Niloticus-Handtaschen sind an den beiden Punkten (••) neben dem Hermès-Namen zu erkennen. Das Krokodil Porosus ist das teuerste exotische Material, das Hermès verwendet. Diese beliebte, exotische Lederart stammt von Tieren aus Asien oder Australien und ist an einem Caret (^)-Symbol zu erkennen. 

    

Eidechse Niloticus und Eidechse Salvator

Aufgrund der geringen Größe von Eidechsen, wird diese Art von Haut bei Hermès normalerweise für kleinere Handtaschen und Accessoires verwendet. Eidechse ist ein empfindliches Material, das häufige Besuche bei einer Schönheitspflege erfordert, um ein Austrocknen der Schuppen zu vermeiden. Die Eidechsenart Veranus Niloticus stammt aus dem Nil und ist die häufigste bei Hermès verwendete. Ob es sich bei der Eidechse um Niloticus handelt, lässt sich am Besten anhand des Symbols neben dem Namenszug Hermès erkennen. Veranus Niloticus hat einen einzelnen Bindestrich (-) neben dem Hermès-Namen. Die Varanus-Salvator-Eidechse stammt aus Südostasien. Die Haut wird in einem symmetrischen Muster eingefärbt, das die natürliche Riglet-Musterung der Haut hervorhebt. Die Salvator-Eidechse ist mit einem doppelten Bindestrich (=) neben dem Hermès-Stempel gekennzeichnet.

Straußenleder: Ein Comeback, das kommen wird

Eigentlich ist nichts einfacher zu erkennen als Straußenleder, denn es besitzt kleine Punkte. Die kleinen, nahezu regelmäßig verteilten Punkte geben der Oberfläche ein uniques Design – ebenso wie das natürliche Muster bei Krokodil-Häuten. Beim Straußenleder in Schwarz wirken die Punkte besonders modern und abstrakt. Aber Strauß kann auch sehr elegant wirken, wie beispielsweise bei einer Birkin Bag in Blue Iris. Poppiger wird die Tasche in Bleuet. Straußenleder hat zunächst eine matte Oberfläche, ist eher fest und wird oft in exklusiven Farben angeboten. Es ist zwar haltbar, kann aber durch Benutzung und den Kontakt mit den Händen nachdunkeln und eine hübsche Patina entwickeln. 

Hermès Lederarten: Genuss mit Weitsicht

Jede unserer vorgestellten Lederarten von Hermès reagiert unterschiedlich empfindlich auf Wasser, Fett, Hitze, Licht, hohe Feuchtigkeit oder Trockenheit. Auch direktes, langes Sonnenlicht kommt bei den meisten Lederarten nicht gut an, denn es trocknet das Leder aus und kann auch die Farbe beeinträchtigen. Und eine Beziehungspause tut auch Leder gut. Jedoch nur, wenn die Tasche unter den besten Bedingungen aufbewahrt wird: vor Licht, besonders warmen oder kalten Temperaturen und Feuchtigkeit geschützt. Eine Füllung der Tasche mit beispielsweise Luftpolsterfolie kann dem Leder bei der Lagerung gut tun.

Evi